Demokratie leben!Demokratie leben!

"Demokratie leben!" in der Kita Rappelkiste

M. Kussin/DRK

Lebensgroße selbstgemalte Bilder und neue Regelwerke hängen seit einigen Wochen gut sichtbar in der Kita Rappelkiste. Doch nicht nur optisch hat sich einiges verändert. Die Kita ist Teil des Projekts „Demokratie leben!“: eine Aktion gefördert vom Bund, die die Toleranz und das Demokratieverständnis fördern soll – auch bei kleinen Kindern.

Toleranz lernen – wie das?

Dass das möglich ist, zeigt die leitende Erzieherin Maja Kussin in der Rappelkiste. Das Projekt steht hier unter dem Motto „Ich und Du - wir gemeinsam - entdecken unsere kleine-große Welt". Wie das funktioniert, erklärt sie so: „Am Anfang steht das einzelne Kind. Mit unseren Großen haben wir angefangen und geschaut: Wie sieht jeder aus? Wie groß bin ich? Wie sind meine Haare? Wie sehen meine Hände aus?“ Abmessen, wiegen, malen – auf diese Weise hat jedes der großen Kita-Kids Hand- und Fußabdrücke sowie ein Selbstporträt in Lebensgröße gestaltet und einiges über sein Äußeres gelernt. 

Unterschiede sind normal

M. Kussin/DRK

Das ist durchaus wichtig für Schritt zwei: den Vergleich. Denn alle Kinder sind natürlich unterschiedlich. Ob groß oder klein, zierlich oder beleibt, blond oder brünett – wer Toleranz verstehen will, muss erst mal lernen, dass alle Menschen verschieden sind und das auch nichts Schlechtes, sondern ganz normal ist. Doch Maja Kussin will natürlich nicht nur auf Äußerlichkeiten abzielen und Toleranz nur innerhalb der Gruppe lehren: „Es geht eigentlich immer weiter. Wir haben den Eltern schon eine Hausaufgabe gegeben, einen Familienstammbaum aufzukleben, weil wir über den familiären Hintergrund sprechen wollen: Habe ich Geschwister? Wie viele sind das? Wie alt sind die Geschwister?“ Auch verschiedene Familienmodelle können dabei Thema werden: von klassisch Vater-Mutter-Kind über Alleinerziehende oder Patchworkfamilien hin zu gleichgeschlechtlichen Paaren oder Pflegeeltern – je nachdem, in welchem Modell die Kinder aufwachsen.

Demokratie schon in der Kita?

M. Kussin/DRK

Dass man auch das Grundwesen von Demokratie schon Kindergartenkindern näher bringen kann, zeigt das neue Regelwerk der Kita. Maja Kussin erklärt, wie es Anfang Januar entstanden ist: „Wir haben uns mit allen größeren Kindern hier im Gruppenraum zusammengesetzt und gesagt: 'Wir möchten mit euch gemeinsam festlegen, welche Regeln bei uns gelten sollen.' Das ist ja eigentlich nicht immer so - die Erzieher haben sonst das Sagen. Wir wollten aber, dass alle mitbestimmen können, was wir gut und was wir schlecht finden. Wir sind alle Bereiche einzeln durchgegangen: Gruppenraum, Flur, Toiletten und so weiter.“ 

Projekt mit Zukunft

Auch für die Zukunft hat Maja Kussin schon einiges mit ihren Kolleginnen geplant. Zum Beispiel soll auch Religion ein Baustein im Demokratieprojekt werden. „Wir haben zum Beispiel ein Kind bei uns, das in der Kirche sehr aktiv ist. Dann schauen wir, was sich daraus entwickelt, ob irgendein Elternteil um die Ecke kommt und sagt: ‚Ich hätte da noch was. Ich bin im Islam aufgewachsen‘ Oder es gibt eine andere Verbindung dorthin.“ Auch ältere Menschen sollen, sobald es die Pandemie zulässt, mit ins Projekt integriert werden. Omas und Opas, die erzählen, wie sie früher gespielt haben, welche Spielsachen es damals gab und wie sie aufgewachsen sind. 

Das nächste große Projekt, das auch nach außen sichtbar wird, ist für den Sommer geplant: Auf dem Kita-Gelände soll eine Begegnungsstätte für die Kinder entstehen, in der sie Gäste empfangen und ihr Projekt weiter entwickeln können. Dafür, wie genau die Begegnungsstätte aussehen soll, läuft aktuell die Planung. Für Maja Kussin ist aber schon sicher: „Es soll eine schöne Feuerstelle hinkommen und wir brauchen Sitzmöglichkeiten für die Kinder. Wenn wieder mal ein größeres Fest oder eine Feierlichkeit im Haus ansteht, und das auch erlaubt ist, wollen wir diesen Ort als Treffpunkt für alle nutzen, auch mit den Eltern. Es soll eine schöne Anlaufstelle für alle werden.


Das Projekt „Demokratie leben!“ wird unterstützt vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Die Kita Rappelkiste in Zarrendorf wird für die Umsetzung des Projekts mit 3.000 Euro gefördert.