Im Pflegeheim für Schwerbehinderte bereichern unsere Hunde Donnie und Sid den Alltag der Bewohner. Im Gespräch mit unserer Ergotherapeutin erfahren wir mehr über ihre Arbeit, Ausbildung und Wirkung.
Wie erleben die Bewohner die Therapiehunde – welche Reaktionen oder Veränderungen sind besonders spürbar?
Die Bewohner reagieren durchweg positiv. Allein die Anwesenheit der Hunde sorgt für eine entspanntere Grundstimmung. Viele streicheln sie intuitiv, wenn sie in der Nähe sind. Dadurch bauen die Bewohner Stress ab, sind aufmerksamer und nehmen ihre Umgebung intensiver wahr. Selbst Menschen, die menschliche Kontakte meiden, fällt es leichter, eine Verbindung zu den Hunden aufzubauen.
Welche positiven Effekte haben die Hunde auf die körperliche, emotionale oder soziale Entwicklung der Bewohner?
Die Bewohner bewegen sich mehr, wenn sie mit den Hunden spielen. Sie bücken sich, greifen nach Gegenständen oder werfen den Ball – das fördert Motorik und Bewegung. Gleichzeitig wirkt der Kontakt emotional: Glückshormone werden ausgeschüttet, Schmerzen treten in den Hintergrund. Die Hunde wecken Erinnerungen an frühere Zeiten mit eigenen Haustieren und motivieren auch Menschen, die sonst zurückhaltend sind, aktiv zu werden.
Wie läuft die Ausbildung eines Therapiehundes ab und welche Voraussetzungen muss ein Hund dafür mitbringen?
Therapiehunde müssen wesentliche Wesensmerkmale mitbringen: Aggressionslosigkeit, Menschenbezogenheit, Geduld und Belastbarkeit. Donnie hat ihre Ausbildung beim „Wismarer Therapiebegleithunde e.V.“ absolviert – ein intensives Ausbildungsseminar mit Theorie, Praxis und Prüfungen. Alle zwei Jahre folgt eine Nachprüfung. Sid begleitet derzeit erste Einsätze, um sich an Geräusche, Bewegungen und Situationen zu gewöhnen.
Welche Rolle spielen die Ergotherapeuten während der Einsätze?
Die Hunde erleichtern die Kontaktaufnahme und fördern die Teilnahme an Therapien. Als „Eisbrecher“ oder „Seelentröster“ helfen sie, Barrieren zu überwinden. Die Ergotherapeuten unterstützen gezielt mit Spielen und achten darauf, dass das Wohl von Bewohnern und Hunden jederzeit gesichert ist.
Gibt es ein besonders berührendes Erlebnis, das die Wirkung der Hunde zeigt?
Ein Bewohner, der über Jahre jeden Kontakt zu Menschen abgelehnt hat, beobachtete Donnie immer wieder aus der Distanz. Nach drei Jahren streckte er eines Tages seine Hand aus und streichelte den Hund – der erste freiwillige Kontakt seit Langem. Ein anderes Beispiel: Ein Bewohner, der sich fast ausschließlich in seinem Zimmer aufhielt, nimmt seit Donnies Anwesenheit regelmäßig an Bewegungsgruppen teil und spielt aktiv mit ihr.
Wie oft und in welchen Situationen kommen die Hunde zum Einsatz?
Donnie begleitet ihre Besitzerin täglich bei der Arbeit. Mal liegt sie entspannt im Therapieraum, mal spielt sie mit den Bewohnern. Schon ihre Anwesenheit wirkt positiv auf die Stimmung. Einmal täglich gibt es gezielte Einheiten, vor allem mit Bewohnern, die Schwierigkeiten bei der sozialen Integration haben.
Welche Unterschiede zeigen sich zwischen Bewohnern mit und ohne Kontakt zu den Therapiehunden?
Bewohner, die regelmäßig Kontakt zu den Hunden haben, sind aufgeschlossener, aufmerksamer und aktiver. Sie suchen die Nähe der Tiere, erzählen mehr und nehmen ihre Umgebung bewusster wahr.